Aus der Geschichte
des Gasthofes Brettmühle (erzgeb.: „Brattmiehl“)
Die Gründung 1850
Bereits 1512 erwarb die junge Bergstadt Annaberg die östliche Hälfte von Königswalde und dazu einen umfangreichen Waldbesitz. Am Rande dieses Ratswaldes ließ die Stadt eine Sägemühle errichten, die dem Ortsteil Brettmühle ihren Namen gab. Der Stadtrat verpachtete über die Jahrhunderte die Sägemühle.
Am 21. Mai 1850 verlieh die königlich-sächsische Kreisdirektion Zwickau dem „der Stadtgemeinde zu Annaberg zugehörigen Brettmühlengute zu Königswalde die Realgerechtsame zum Schank, Gästesetzen und Ausspannen bei Tage, jedoch mit ausdrücklichen Ausschlusse des Beherbergens und Tanzmusikhaltens …“. Unter vier Bewerbern setzte sich die Witwe Christiane Concodie Beyer aus Königswalde knapp durch, die 21 Taler Pachtgeld jährlich bot und den Zuschlag erhielt. Sie eröffnete am 01. September 1850 die „Brettmühlenschänke“ und war die erste Pächterin einer Schankwirtschaft, die der Stadtrat von Annaberg in den Räumen eines alten Bauerngutes errichten ließ. Das Gut befand sich am Standort des heutigen Gasthofes. In dieser Zeit waren Fuhrleute, die Holz von der Brettmühle oder aus dem Ratswald zu den Kunden transportierten, die wichtigsten Gäste der Schänke. Sie konnten hier ihre Pferde versorgen, sich eine Pause gönnen und am Ofen aufwärmen. Abends nach der Arbeit aßen auch heimkehrende Waldarbeiter ihr Brot in der Schankstube und tranken Bier und Branntwein.
Die neue Brettmühlenschänke von 1882
Inzwischen genügte die alte Gaststube im Bauerngut nicht mehr den Ansprüchen. 1882 ließ die Stadt Annaberg das alte Gebäude abreißen und ein neues Gasthaus errichten. Ausschlaggebend dafür war, dass die Forstwirtschaft einen geeigneten Auktionssaal für die Holzkäufer benötigte. Damit entstand das heute noch existierende Kerngebäude der Brettmühlenschänke.
1886 übernahm Albert Beyer, ein Schuhmacher aus Königswalde, die Gastwirtschaft. Er betrieb sie insgesamt 41 Jahre und ist damit der langjährigste Brettmühlenwirt.
1898 erhielt das Lokal die behördliche Erlaubnis zum Abhalten von Singspielen und die Schankkonzession für den Garten des Anwesens. Die Brettmühle entwickelte sich zu einem beliebten Ausflugslokal. 1911 befand der Stadtrat, dass die Schänke für diesen Zweck zu klein und ein Anbau notwendig sei. Die Baumaßnahmen wurden 1913 in die Tat umgesetzt. Im Oktober übergab die städtische Verwaltung dem Gastwirt Beyer den verandaartigen Anbau zur Nutzung.
1960 wurde die Schänke eine Konsumgaststätte. Sie teilte damit das Schicksal der meisten Lokale in der DDR, die entweder der Konsumgenossenschaft oder der staatlichen Handelsorganisation HO einverleibt wurden. Trotzdem blieb sie auch in dieser Zeit ein beliebtes Lokal für Wanderer, Urlauber und die Einwohner von Königswalde.
Die Rettung der Traditionsschänke im Jahr 2000
Die alte „Brattmiehl“, wie das Lokal im Volksmund genannt wird, überdauerte auch den DDR-Sozialismus. Doch der Zahn der Zeit hatte bedenklich an der alten Schänke genagt. Am 15. Juli 1997 beendete der letzte Wirt sein Pachtverhältnis mit der Stadt Annaberg-Buchholz. Der Abriss der Traditionsschänke drohte und damit ein unersetzlicher Verlust für die Attraktivität des Ortsteils Brettmühle. Deshalb erwarb die Gemeinde Königswalde die Immobilie von der Stadt Annaberg-Buchholz und organisierte die bisher umfangreichste und großzügigste Sanierung, Erweiterung und Modernisierung in der Geschichte der alten Schänke. Dabei wurde möglichst viel der alten, ursprünglichen Bausubstanz erhalten und in die Neugestaltung einbezogen. Neubegründet wurde zudem der Gasthofcharakter des Lokals. In gemütlichen und komfortablen Zimmern können nun Erzgebirgstouristen im Hause übernachten. In neuen Gasträumen und im historischen Gewölbe inmitten traditioneller erzgebirgischer Atmosphäre sollen viele Gäste Rast und Erholung finden.
150 Jahre nach der Gründung der Schänke wurde der „Gasthof Brettmühle“ am 29. September 2000 wieder eröffnet.
Seit 01. September 2004 betreibt wieder eine Wirtin – Iris Sellke – den Gasthof mit Pension „Brettmühle“.
(Textausschnitte von Dr. Lothar Klapper)